Direkt an der Autobahnauffahrt Bahrenfeld steht seit vielen Jahren eine denkmalgeschützte Villa leer und verfällt. Sie befindet sich im Eigentum der Stadt Hamburg und wird verwaltet von der SAGA.

Die Villa ist ein stilvolles Beispiel für die Landhausarchitektur der Elbvororte in den 1920er Jahren. Sie ist charakteristisch für das historische Bild Bahrenfelds, das an dieser Stelle noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts vorherrschte: Ein ehemaliges Bauerndorf, das zum großstädtischen Stadtteil des gehobenen Mittelstandes avancierte, und dessen Ortskern am Bahrenfelder Marktplatz aus mehreren Einzelhäusern wie diesem bestand.

Erbaut wurde die Villa 1923 mit ihrer expressionistischen Backstein-Architektur nach dem Entwurf des Architekten Fritz Walter als Einfamilienhaus. Schon 10 Jahre später wurde sie zum Zweifamilienhaus umgebaut und um einen Treppenhausanbau ergänzt, der die Formsprache des Hauses mit Walmdach und Eck-Rustika wieder aufgreift. Moderat moderne Stilelemente wie die markanten Dreierfenster oder die als Zierband gesetzten Eck-Lisenen (vertikale Verstärkungen als Gestaltungselemente) prägen die Fassade. Heute ist die Villa aufgeteilt in drei großzügige Wohneinheiten mit insgesamt knapp 400 m². Im Inneren ist noch ein Großteil der originalen Ausstattung erhalten, wie Treppenläufe, Türblätter- und Rahmen sowie Fußböden und Fliesen.

2006 hat das Denkmalschutzamt die Villa unter Schutz gestellt. Sie gehört zu den letzten historischen Bauten am Bahrenfelder Marktplatz, der heute städtebaulich vor allem durch die Autobahn-Auffahrt dominiert wird. Bis 2010 war die Villa noch an ehemalige Bauwagenbewohner/innen vermietet, seitdem steht sie leer. Nachdem sie 2020 eine Zeitlang zum Verkauf stand, wurde sie wieder vom Markt genommen. Dem Vernehmen nach ist aktuell geplant, ab 2027 auf dem Flurstück Neubauten zu errichten. Laut gültigem Bebauungsplan von 1968 ist das allerdings gar nicht möglich, da das Grundstück hier als Grünfläche ausgewiesen ist.

Mittlerweile wurden durch Diebstähle Heizungsanlagen und Elektroleitungen entwendet. Laut Angaben aus der Nachbarschaft ist Wasser ins Dach eingedrungen und das Gebäude durchfeuchtet. Das Denkmalschutzamt hat daher 2020 Kontakt zur SAGA aufgenommen. Seitdem soll das Gebäude gesichert sein. Der Denkmalverein plädiert dennoch entschieden für eine kurzfristige Sanierung und zeitnahe Nutzung dieses für die Bahrenfelder Stadteilgeschichte bedeutenden Baudenkmals, damit der Leerstand die Substanz nicht weiter schädigt.