Dem Backstein-Ensemble der Karl-Schneider-Bauten rund um den Habichtsplatz in Barmbek droht eine Wärmedämmung, obwohl es unter Denkmalschutz steht.

Zwischen 1926 und 1930 entwarf und erbaute der bedeutende Architekt Karl Schneider in Zusammenarbeit mit den Architekturbüros Berg & Paasche bzw. Hermann Höger mehrere Wohnblöcke rund um Habichtsplatz. Nun schlägt der Vorstand der Karl Schneider Gesellschaft Alarm, weil die Eigentümerin der Gebäude, die städtische SAGA, eine Dämmung der historischen Fassaden plant - obwohl die Bauten unter Denkmalschutz stehen.

Die Karl Schneider-Experten halten diese Planung aus mehreren Gründen für äußerst problematisch:
Erstens würden dadurch die Wirkung des für Hamburg und die 1920er Jahre typischen Klinkers sowie zahlreicher wohl überlegter architektonischer Details zerstört. Dazu gehörten unter anderem fast fassadenbündige Fenster, über die Fassade vorstehende Eckfenster sowie die ausgewogenen und streng abgestimmten Proportionen insbesondere der aus dem Baukörper vorstehenden Balkone.
Zweitens hätten vor allem bei dem am Habichtsplatz stehenden Wohnblock die Details eine große städtebauliche Relevanz. Schneider habe es hier geschafft, über die Ausbildung der Bauvolumen, aber vor allem auch über die architektonische Gestaltung zwei einzelne Wohnblöcke zueinander zu öffnen, miteinander zu verbinden und so einen bereichernden halböffentlichen Raum zu schaffen.
Drittens würde eine Fassadenverkleidung den unwiederbringlichen und erheblichen Verlust wertvoller Kultursubstanz bedeuten – nicht nur aus der Sicht des Wohnungsbaus der 1920er Jahre, sondern auch bezüglich des für Barmbek bedeutenden Wiederaufbaus. Darüber hinaus sei bislang nicht erwiesen, dass eine Dämmung der Außenfassaden überhaupt eine Verbesserung der Wohnqualität mit sich bringen würde. Zur Zeit ziert für jeden sichtbar eine Musterfassade den Block Habichtstraße, Heidhörn, Rosamtwiete, Ließmannseck, die weniger dem Können Schneiders als dem Bemühen der sanierenden Architekten der Sanierung Ausdruck verleiht. Darüber hinaus ist eine Sanierung in dieser Form technisch unnötig.

Der Denkmalverein sieht die Planungen ebenfalls mit Sorge, da bereits an vielen Stellen in Hamburg prägende historische Backsteinfassaden unter Dämmung verschwunden sind - teilweise sogar mit der Folge, dass ganzen Denkmal-Ensembles ihr Schutzstatus aberkannt wurde.

Historische Aufnahmen: Brüder Dransfeld, Hamburgisches Architekturarchiv, aktuelle Fotos: Monika Isler Binz