Eines der ältesten Gebäude auf dem Gojenberg, unweit der Bergedorfer Sternwarte, ist seit seinem Verkauf akut vom Abriss bedroht.

Als die Villa im Jahr 1912 gebaut wurde, war der Gojenberg noch von Feldern umgeben und der Gojenbergsweg ein Sandweg. Das Raumprogramm war für eine Familie und das dazugehörige Personal (Dienstmädchen, Concierge) konzipiert. Laut Berichten einer Zeitzeugin kamen in der Wohnungsnot nach dem zweiten Weltkrieg in der Villa Flüchtlingsfamilien unter, und im Garten wurde Obst und Gemüse zur Selbstversorgung angebaut – aber auch Tabak, um diesen gegen Lebensmittel zu tauschen. Im Inneren des Gebäudes haben sich bis heute originale Fußböden und Oberflächen sowie zahlreiche historische Details die erhalten. Leider ist es schon zu stark verändert, um noch unter Denkmalschutz gestellt zu werden.

Im Jahr 2016 wohnte in der Villa noch eine Familie mit sieben Kindern, als das Gebäude im Rahmen einer Zwangsversteigerung verkauft wurde. Die neue Eigentümerin klagte erfolgreich auf Eigenbedarf, ließ die Villa dann jedoch im Sommer 2020 über den Makler Engel und Völkers an den Investor Bagge Bau verkaufen. Dieser plant aktuell den Neubau von Eigentumswohnungen, die über den Makler Engel und Völkers als Anlage-Objekte verkauft werden. Nun hat die Nachbarschaft jedoch eine Initiative für den Erhalt der Villa gebildet, und zwei junge Familien haben sich zum Kauf und zur Renovierung angeboten. Der Denkmalverein plädiert sowohl aus stadtteilgeschichtlichen als auch aus ökologischen Gründen für den Erhalt des Gebäudes.

Historische Fotos: Familie Reineke
Aktuelle Fotos: Alice Beyer