Auf dem Gelände der heutigen Holsten-Brauerei befindet sich eine historische Schwankhalle, die zu den frühen Betonbauten Hamburgs zählt.

Holsten-Schwankhalle

Vom Denkmalschutzamt wurde sie irrtümlicherweise in die Nachkriegszeit eingeordnet und daher für ein zukünftiges Wohnquartier überplant, das auf dem Areal entstehen soll. 2019 wurde in der Presse über den Fall diskutiert, und Kulturbehörde und Bezirk überprüften den Fall noch einmal. Im Ergebnis wird die Schwankhalle erhalten und in die Quartiersplanung einbezogen. Der Denkmalverein begrüßt die Erhaltung sehr und plädiert noch einmal dafür, dass die Ingenieurbaukunst in Hamburg intensiver erforscht wird, um zukünftige Verluste zu vermeiden.

Zur Geschichte der Schwankhalle:
Seit 1880 befindet sich die Holsten-Brauerei an ihrem Standort an der Holstenstraße in Altona-Nord. 1911-13 wurde sie runderneuert und später mehrfach erweitert, so dass sie heute eine Mischung aus den verschiedensten Baustilen und technischen Entwicklungsstufen darstellt. Von 1912/13 haben sich nur drei Turmbauten erhalten: Das Malzsilo mit seinem dunkelroten Klinker, das daneben stehende Sudhaus mit dem markenprägenden „Holsten-Ritter“ auf dem Dach und der Juliusturm gegenüber. Diese drei Eisenbetonskelettbauten sollen nach der bisherigen Planung „zur Identitätsschaffung im neuen Quartier“ erhalten bleiben.

Die historische Schwankhalle, die von dem Oberbauingenieur Ernst Mautner der Düsseldorfer Baufirma Dücker & Co entworfen wurde, besitzt 9,30 Meter weit auskragende Eisenbetonträger. Sie stammt aus der Frühzeit des Hamburger Eisenbetonbaus, als weite Auskragungen im Hochbau noch weitgehend unbekannt waren. Der Industriearchäologe Sven Bardua erläutert in einem Artikel in der Bauwelt, dass die Schwankhalle auch für eine originäre Funktion einer Brauerei steht: „Hier wurden Fässer gereinigt, repariert und mit Bier befüllt. Im Gegensatz zu den gleichzeitig gebauten, kleineren Versandhallen ist ihr charakteristisches Tragwerk weitgehend erhalten. Nur die einst typische Verladerampe fehlt, weil die Lkw zum Beladen längst in die Halle hinein fahren. Einst wurden hier die Fässer aus der Küferei und Picherei über die Rampe auf pferdebespannte Bierwagen verladen, die dabei witterungsgeschützt stehen sollten. Das ist der Grund für das weit auskragende Dach der mit 16,30 Meter Spannweite insgesamt nicht besonders breiten Halle (46,70 Meter lang). Die um 9,30 Meter auskragenden Träger waren damals rekordverdächtig. Dabei agierte Ingenieur Mautner mit der Zweigelenk­rahmenkonstruktion aus Eisenbeton am Rand des damals Möglichen. So ließ die Baupolizei im Oktober 1911 eine Belastungsprobe mit Sandsäcken durchführen, die ein „äußerst zufriedenstellendes Ergebnis“ erbrachte.“

Fotos: Kristina Sassenscheidt